Thru.de-Logo
Dem Logo lagen zwei Ideen zugrunde, die sich in der Gestalt, Anmutung und Anwendung wiederfinden sollten. Ausgangspunkt für den ersten Ansatz war die Visualisierung des sichtbar machens von Emissionen und Schadstoffen. Dies ist ein wichtiges Profilkriterium von Thru.de und findet sich schließlich auch im Claim des Logos wieder (Siehe auch: Profilkriterien und Claim).
Der zweite Ansatz ging von der Überlegung aus, dass sich das Informationsportal Thru.de als Schnittfläche verschiedener Einzelbereiche präsentiert. Einerseits werden Emissionsdaten gesammelt und registriert und andererseits abgerufen und ausgewertet. Somit stellt Thru.de eine Brücke her, welche die Betriebe und Besucher der Seite miteinander verbindet und zugleich als Grundlage der gemeinsamen Kommunikation fungiert. Das Portal dient einer Vielzahl von Nutzergruppen und schafft dadurch eine Anlaufstelle für verschiedenste Interessen. Die diversen Berührungspunkte sind wie Bausteine, die in der Summe das Fundament für Thru.de bilden.
Ein technischer Aspekt, der einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des Logos hatte, war die Tatsache, dass sich Thru.de vorwiegend im Internet präsentiert. Dies ermöglichte den Ansatz, ein wesentlich dynamischeres Erscheinungsbild zu entwickeln, als es beispielsweise in der ausschließlichen Printanwendung realisierbar wäre.
Logo-Bausteine
Um die Idee des Zusammenwirkens der einzelnen Teile in die Wortmarke übertragen zu können, dekonstruierte ich diese in ihre Einzelteile. Grundstriche wurden von Abstrichen getrennt und nach horizontalen und vertikalen Bestandteilen sortiert. Nach dem Prinzip eines Puzzles konnten diese anschließend zusammengefügt werden, wodurch sich aufgrund der unterschiedlichen Verbindungsmöglichkeiten interessante Formen und Verbindungen ergaben. Inspirieren ließ ich mich dabei von A. M. Cassandres Ansatz für seine Bifur, welche er 1929 für den Bleisatz entwickelte und dem Schriftsetzer mehr Freiheit bei der Gestaltung von Akzidenzen ermöglichen sollte.
Logo-Varianten
Die Anwendung des Thru.de-Logos staffelt sich in drei Bereiche, welche in direkter Abhängigkeit zum jeweiligen Präsentationsmedium stehen. Für jeden dieser Bereiche existiert eine optimierte Logo-Variante, die auf die spezifischen Wiedergabemöglichkeiten abgestimmt ist.
Für den Einsatz auf der Webseite steht eine animierte Logo-Version [SWF-Film] zur Verfügung, bei der sich die Grund- und Abstriche in unterschiedlichen Intervallen jeweils neu zusammensetzen. Dieser Vorgang wiederholt sich ständig und vermittelt dadurch den Eindruck einer permanenten Regeneration des Logos. Des Weiteren eignet sich die dynamische Version auch für interaktive (Werbe-)Banner, Animationen, Videos und Fernsehbeiträge. Wann und wo immer sich die Option bietet, sollte die dynamische Version der statischen vorgezogen werden.
Damit der Effekt des animierten Logos auch auf das Printmedium übertragen werden kann, ist der Einsatz eines speziellen Druckverfahrens nötig. Möglich ist dies durch die so genannte Lentikular-Drucktechnik, auf deren Funktionsweise in einem Extrakapitel eingegangen wird (Siehe auch: Lentikular-Effekt). Aufgrund der eingeschränkten Materialauswahl eignet sich dieses Verfahren jedoch nur für Drucksachen, die weder gefaltet noch nachträglich bedruckt werden müssen. Dazu gehören unter anderem Visitenkarten, Großflächenplakate, Buchumschläge, Postkarten und Informationsflyer. Für die klassischen Versandposten wie Briefbogen und Briefumschlag wurde eine spezielle Variante gestaltet, die mit der Opazität des Papiers spielt. Die beidseitig aufgedruckten Logo-Fragmente verbinden sich erst, wenn genügend Licht durch die Papierrückseite scheint. Je nach Lichtsituation ändert sich somit die Gestalt des Logos und imitiert damit den Effekt der Animation.
Für den Fall, dass die Herstellung aus drucktechnischen oder ökonomischen Gründen nicht möglich sein sollte, steht eine Volltonumsetzung für alle einfarbigen Medien (Stempel, Faxbogen, Tageszeitung, … ) zur Verfügung. Diese ist optimiert für die positive und negative Darstellung. Da die Logo-Wiedergabe in Graustufen häufig starke Mängel aufweist, wurde auf diese Variante bewusst verzichtet und stattdessen ein ähnlicher Grauwert mithilfe aneinandergereihter (Vollton-)Linien erzielt.
Claim
Der Claim macht Emissionen sichtbar. greift einerseits die Idee hinter dem Logo auf und andererseits vermittelt er das Hauptanliegen von Thru.de: Umweltverschmutzungen durch Schadstoffemissionen für die Bevölkerung aufzubereiten – sie »sichtbar« zu machen. Zugleich kommuniziert der Claim das Selbstverständnis des Portals und versteht sich als Triebfeder hinter dessen Arbeit.
Hausschrift
Frei nach dem Zitat von Anton Stankowski: »Eine gute Hausschrift ist zeitnah aber nicht zu modern – ungewöhnlich, aber nicht zu außergewöhnlich« entschied ich mich für die National von Kris Sowersby, welche der Neuseeländer im Zeitraum von 2004–2009 realisierte und über die Schriftenschmiede Village anbietet. Die National verfügt derzeit über neun verschiedene Schriftschnitte mit den dazugehörigen Italics und den jeweiligen Small Caps-Varianten und bietet diesbezüglich ausreichend Variationsmöglichkeiten für komplexe Corporate Designs. Ihr individueller Charakter verleiht ihr einen hohen Wiedererkennungswert, ohne dabei zu unkonventionell oder gar skurril zu wirken. Diese Eigenschaft verleiht ihr auch genügend Eigenständigkeit und Kraft in großen Schriftgrößen, so dass eine zusätzliche Auszeichnungsschrift in diesem Fall nicht notwendig erschien.
Die National gehört zur Gruppe der serifenlosen Linear-Antiquas (Grotesk) nach DIN 16518. In ihren Formen und Proportionen spiegeln sich einige der besten Groteskschriften des vergangenen Jahrhunderts wieder. Doch im Gegensatz zu den vorwiegend statischen Vorbildern wie Akzidenz Grotesk, Scheltersche Grotesk/FF Bau oder Helvetica, weist die National offenere und »humanistischere« Züge auf. Vor allem in den Italics, welche in dieser Schriftkategorie häufig wie schräg gestellte Aufrechte ausschauen, kann die Bewegung und Dynamik – beispielsweise anhand der gebogenen Abstriche und Alternativglyphen für a und g – deutlich nachvollzogen werden. Dank der geringen Versalhöhe und den verkürzten Oberlängen ist sie überdies sehr platzsparend einsetzbar und kann dadurch den Papierverbrauch von Thru.de langfristig minimieren.
Im Gegensatz zu den europäischen Schadstoffregistern, welche sich ausnahmslos ohne eine charakteristische Hausschrift präsentieren, besteht hier für Thru.de die Chance, die Vorreiterrolle einzunehmen und als positives Beispiel den gezielten Effekt einer individuellen Schriftwahl zu demonstrieren.
Farbklima
Ein elementares Basiselement des Corporate Designs von Thru.de ist, neben der Typografie und Bildsprache, das Farbklima. Dieses definiert sich über so genannte Primär- und Sekundärfarben, welche in unterschiedlicher Gewichtung im Erscheinungsbild auftreten.
Die Primärfarbe, und somit prägende Markenfarbe von Thru.de, ist ein kräftiges Rot. Diese Signalfarbe löst Emotionen aus, da sie niemanden gleichgültig lässt. Sie wirkt aktivierend und zieht die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Im Falle von Thru.de dient das Rot darüber hinaus als Hinweis und direktes Warnsignal; denn im Sinne des Umweltschutzes, möchte das Portal einen großen Beitrag dazu leisten, dass emissionsverursachende Unternehmen animiert werden, Alternativen zur Senkung des eigenen Schadstoffausstoßes zu entwickeln.
Der primäre Farbraum wird zusätzlich durch ein Schwarz und zwei Grauabstufungen erweitert, sowie einem Weiß als Flächen-Kontrast, welches die Primärfarben in ihrer Gesamtwirkung unterstützt und Thru.de damit einen klaren sowie frischen Auftritt ermöglicht.
Neben der primären wurde auch eine sekundäre Farbpalette festgelegt. Dies hat den Grund, dass mit den wenigen Hauptfarben nicht sämtliche Einsatzbereiche abgedeckt werden können. Vor allem bei der Darstellung von Informationsgrafiken und -karten ist eine Palette von sekundären Gestaltungsfarben äußerst wichtig und sinnvoll. Diese ergänzen das Erscheinungsbild, ohne die Wirkungskraft der Primärfarben zu beeinflussen.
Die Akzentfarben sind in ihrer Tonalität der Umwelt entnommen und wirken insgesamt etwas zurückhaltender. So entsteht ein natürlicher Kontrast zum kräftigen Rot. Die sekundären Farben setzen sich zusammen aus einem Himmelblau, Blattgrün, Sommergelb, Ozeanblau und einem Kakaobraun, welches jedoch nur aus der Mischung des Primärrot mit dem Sekundärblau entsteht.
Bildsprache
Im Mittelpunkt der Bildsprache steht die Wechselbeziehung aus Umwelt und umweltschädlichen Vorgängen. Es geht dabei nicht darum, gezielt Unternehmen und Betriebe in ein schlechtes Licht zu rücken, sondern das Bewusstsein für die Relevanz von Thru.de visuell zu stärken.
Eine hohe Tiefenschärfe soll den Raum erlebbar machen, welcher sich – wann immer möglich – aus der Darstellung von Umwelt und deren Verschmutzung zusammensetzt. Im direkten Bezug zum primären Farbklima, präsentiert sich Thru.de ausschließlich mit einer monochromen Bildwelt in Graustufen, die das Abgebildete aufgrund des starken Fokus zusätzlich unterstützt. Darüber hinaus wird der Ansatz des animierten Logos aufgegriffen und in Form eines Farbverlaufs in den verschiedenen Aufnahmen hergestellt. Entscheidend für den Verlauf ist die Betonung des Umweltaspektes im Bild, so dass der umweltverschmutzende Bestandteil sprichwörtlich »im Dunkeln« gelassen wird.
Lentikular-Effekt
Ein signifikantes Problem des dynamischen Gestaltungsansatzes stellte die Adaption von Bewegung in die überwiegend statischen, klassischen Kommunikationsmittel – wie beispielsweise das Imageplakat, die Imagebroschüre oder die Geschäftsausstattung – dar.
Bei der Recherche nach geeigneten Druckverfahren, die eine Animation womöglich imitieren können, bin ich auf die Lentikular-Technik gestoßen. Der hierbei angewandte Effekt, welchen man mit Sicherheit noch von den Wackelbildern aus der Kindheit kennt, eignet sich sowohl für Serienbilder mit realen oder synthetischen Bewegungsabläufen als auch für dreidimensionale Bildreihen. Die Funktion ist hierbei denkbar einfach, wenngleich der Zeitaufwand bei der Herstellung momentan noch sehr hoch anzusetzen ist.
Der für meine Zwecke ideale Flip-Effekt eignet sich vor allem für vertikale und horizontale Kipp-Effekte, bei welchem zwei bis drei unterschiedliche Ausgangsbilder verwendet werden. Diese werden mithilfe einer speziellen Software in einzelne Streifen zerlegt (Interlacing) und anschließend wieder in abwechselnder Reihenfolge zusammengefügt. Die daraus entstehenden Bildinformationen werden entweder seitenverkehrt auf die Rückseite einer Linsenrasterfolie aufgedruckt oder direkt mit dieser Folie auf dem Bedruckstoff kaschiert. Die vertikal verlaufenden, stabförmigen Linsen überdecken die zusammengehörigen Bildstreifen und werden erst abhängig vom Blickwinkel für das menschliche Auge jeweils sichtbar.
Die mit diesem Druckverfahren gewonnene Freiheit, zur Belebung der klassischen Printmedien, lässt sich technisch vielseitig anwenden und dient darüber hinaus als unverwechselbares Gestaltungselement und Interaktionsmoment des neuen Erscheinungsbildes von Thru.de.
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Bildquellen:
Bildsprache
suze Hier rauchts (Photocase) | Ambidexy Berlin (Flickr) | suze Kohldampf (Photocase)